Skip to main content

Das Magazin finden Sie unter dem Vorwort

Einiges mehr über uns und die Bevenser Nachrichten erfahren Sie hier.

Das Mai-Vorwort: Aufbruch oder Abriss?

Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Wochen überschlugen sich Presse, Rundfunk und Fernsehen im Bemühen, die ersten Berichter zu sein, mit immer neuen Details aus den Koalitionsverhandlungen in Berlin.

Bei dem, was uns voraussichtlich – ich schreibe dieses Vorwort am 13. April (ein Omen?) – erwartet, stellt sich durchaus die Frage, ob wir mit einer Art Aufbruchsstimmung rechnen dürfen oder vielleicht doch eher die Abrissbirne das Symbol der Zukunft darstellen könnte.

Bereits im dritten Jahr hintereinander stecken wir in einer Rezession; unfähig, uns den Ursachen zu nähern, vermutlich noch unfähiger, die Rezession aufzuhalten.

Man könnte natürlich ein paar neue Vorschriften erfinden, um die Umkehr zu schaffen. Im Erfinden immer neuer Regelungen ist schließlich niemand besser als wir hier in Mitteleuropa. Unsere Regelungswut hat sich ja mittlerweile auf den Rest der EU übertragen, denn die dortigen Behörden und ihre Mitarbeiter sind wahre Bürokratie-Wurfmaschinen. 

Doch genug des Spottes, denn wenn sich jenseits der polnischen Ostgrenze oder jenseits des großen Teiches Menschen daranmachen, seit Jahrzehnten Festgeglaubtes innerhalb quasi weniger Minuten einzureißen, dann müsste man doch eigentlich aus dem zauberhaften Schlaf des Dornröschens erwachen und schnellstens handeln.

Ich blicke auch in diesem Zusammenhang immer wieder gern in die römische und deutsche und natürlich auch in die Geschichte Europas und entdecke stets aufs Neue Parallelen zur heutigen Zeit. Im gleichen Atemzug packt mich das Erstaunen, dass offensichtlich nur wenige Lehren aus dieser Vergangenheit gezogen wurden. Manche sagen sogar, die Geschichte tauge nicht als Lehrmeister, weil sie die Strukturen vielleicht falsch deuten. Anders ist es mir nicht erklärlich, wie wir uns täglich am Klein-Klein und an Nebensächlichkeiten abarbeiten und uns ängstlich bemühen, brav angepasst zu sein.

Will man jedoch den gro­ßen, vieles vielleicht positiv abändernden Wurf wagen, darf man nicht ängstlich angepasst sein. Dann muss man sich zu einer Anstrengung aufraffen und den Mehltau aus furchtsam kommentierender Presseberichterstattung, lähmenden Vorschriften und manchmal auch eigener Niedergeschlagenheit ob der Umstände überwinden.

Ich erinnere mich gut der Erzählungen unseres Vaters und vor allem Großvaters, der nach seiner Heimkehr gar nicht schnell genug wieder loslegen konnte. Gerade unser Großvater hätte nach den furchtbaren Erlebnissen während der Kriegsjahre allen Grund gehabt, sich seiner Müdigkeit, seinem Zorn über seine vom Staat vergeudete Lebenszeit hinzugeben. Er tat es nicht, sondern überwand diese Erstarrung.

Genau das ist es, was mir heute so ein bisschen fehlt und wo ich mich manchmal ebenfalls ertappe, dieser Lähmung nachgeben zu wollen.

Es gibt allerdings sehr viele Psychologen, die dieses in die Arbeit stürzen unserer Ahnen als Verdrängungsprozess definieren, was ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist. So ein Prozess kann sich jedoch genauso in genannter Lähmung ausdrücken.

Gestern Abend saß ich mit meinen drei ältesten Schulfreunden zusammen. Wir haben alle nur noch wenige Jahre zu arbeiten und freuen uns durchaus auf die bevorstehende Zeit des Ruhestandes, sind aber nach wie vor auch voller Tatendrang und Freude an unserem Tun und planen noch Neues.

Da wird sich für die Gewerkschaft engagiert, ein weiterer nimmt für seinen Arbeitgeber lange Fahrten zur technischen Kundenbetreuung auf sich und noch ein weiterer geht seit einiger Zeit wieder täglich zur Schule – allerdings als Systemadministrator. Alle zeichnet zudem aus, dass sie auch darüberhinaus engagiert sind oder weitere Tätigkeiten mit viel Freude ausüben.

Wie ich es in meinem letzten Grußwort schon schrieb: Bei näherer Betrachtung der aktuellen Lage sollten wir uns beeilen, selbstständig zu werden. Vor allem aber sollten wir tunlichst Wege finden, um die selbst auferlegte Bremse wieder zu lösen.

Jetzt aber wollen wir uns auf den Wonnemonat freuen. Frisches Grün lässt die Landschaft leuchten und ist Einladung für Wald, Garten oder Park.

Ihr

Jürgen Schliekau, Herausgeber

Falls Sie Fragen an mich haben, erreichen Sie mich montags bis samstags in der Zeit von 9 bis 10 Uhr unter der Telefonnummer 0151 50 74 55 01.


Die aktuelle Ausgabe zum Umblättern


Bevenser Nachrichten, Mai 2025